Pfingstsonntag - Lesejahr C

23. 05. 2010

Evangelium nach Johannes (20,19-23):

Es war Abend geworden an jenem Sonntag. Die Jünger waren bei-sammen und hatten aus Angst vor den führenden Juden die Türen ab-geschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: »Frieden sei mit euch!« Dann zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Als die Jünger den Herrn sahen, kam große Freude über sie. Noch einmal sag-te Jesus zu ihnen: »Frieden sei mit euch! Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich nun euch.« Dann hauchte er sie an und sagte: »Emp-fangt den Heiligen Geist! Wenn ihr jemand die Vergebung seiner Schuld zusprecht, ist die Schuld auch von Gott vergeben. Wenn ihr die Vergebung verweigert, bleibt die Schuld bestehen.«

Gedanken zum Evangelium

Wir machen so unsere Erfahrungen, z.B. mit Diskussionen, wo viel geredet wird, aber nichts dahinter ist: Sie sind geistlos. Wir machen so unsere Erfahrungen: Wir haben keine neuen Ideen mehr – keine Ziele mehr – keinen Sinn mehr – alles „plätschert so dahin“, ohne innere Kraft: Leere – Gleichgültigkeit.

In den Medien und in der Politik sehen wir es auch: Nur Gezänk und Hickhack. Eine Idee mag für die Gesellschaft ganz gut sein, aber sie kommt von der anderen Seite, von der anderen Partei. Deswegen wird sie von Vornherein nicht akzeptiert. Den politischen Gegner will man nur niedermachen und herabsetzen. Das ist der Ungeist im politischen Leben. Haben wir keine Politiker mehr, von denen eine Kraft, eine positive Ausstrahlung ausgeht, so dass alle mitgerissen werden – nicht ins Böse (denn diese Katastrophe haben wir auch schon gehabt), sondern ins Positive, ins Gute? Erfahren wir eine allgemeine Geistlosigkeit, weil alles sich nur noch um Geld, Konsum und Macht dreht?

Die Apostel waren in ihrer Existenz bedroht: Sie hatten das Gefühl, dass alles zu Ende war. Gescheitert. Ausweglos. Sie setzen sich zusammen, um zu jammern. Und sie haben Angst. Wie soll es nun mit uns weitergehen? Eine Handvoll Menschen, klein, ängstlich und unbedeutend.

Was ist dann mit ihnen passiert? Was ist dann in sie gefahren? Sie gehen auf die Straßen, zu den Menschen, furchtlos. Sie wollen die Sache mit Jesus neu aufrollen und die Menschen für Jesus gewinnen. Woher dieser Mut, diese neue Energie, diese Begeisterung? Welche Kraft ist in sie gefahren, hat von ihnen Besitz ergriffen?

Das hatte nichts mehr mit eigener, innerer Kraft zu tun, denn die hatten sie verloren. Es war eine neue Lebenskraft, in der hebräischen Sprache „Lebensatem“, „Geist“ genannt, Geist Gottes. Gottes Lebenskraft hat sie ergriffen, begann in ihnen zu wirken, kräftig wie ein Sturm, intensiv wie Feuer. Der Geist Gottes, Lebensprinzip von dem in der Schöpfungserzählung gesagt wird, dass er über der Urflut schwebte und alles ins Leben rief; der Geist Gottes, Lebensprinzip, Lebensatem, mit dem Jesus seine Freunde im heutigen Evangelium anhaucht. Gottes verwandelndes Wirken im Inneren des Menschen, Gottes Geist. Das ist Pfingsten!

Ist es nicht das, was auch wir heute als Christen brauchen? Raus aus der Gleichgültigkeit, aus dem alltäglichen Schlendrian, aus der Geistlosigkeit, aus der Oberflächlichkeit? Begeisterung für die Sache Jesu! Aber, wie ist das möglich?

Denken wir daran, dass von Jesus gesagt wird, dass er bei seiner Taufe betet und dass sich dann „der Himmel öffnet“, Gottes Geist und Kraft auf ihn herab- kommt! Denken wir daran, dass auch die Apostel hinter verschlossenen Türen beten, sich an Gott wenden, sich für Gott öffnen und dadurch von Gott ansprechbar, berührbar werden.

Gott soll in unserem Leben mehr bewusst anwesend sein, damit er in uns wirken kann, damit sein Geist uns innerlich bewegen und antreiben kann. Und wo wird das spürbar, was Gott in uns bewirkt– um es mit Paulus zu sagen: Was sind die Früchte des Geistes Gottes in uns? „Liebe, Freude, Friede, Güte, Treue…“unter- einander. Innerlich von Gottes Kraft getrieben aufbrechen, Neues wagen, sich einsetzen für Gottes Reich, hier uns jetzt, für seine Wahrheit, für Gerechtigkeit und Frieden untereinander. Dann geschieht Pfingsten. Dann weht Gottes Geist, der uns beflügelt.

Wir brauchen ein neues Pfingsten in unserem persönlichen Leben und im Leben unserer Pfarrgemeinde. Sind Sie bereit, sich von Jesus „anhauchen zu lassen“? Sind Sie bereit, sich Gottes Kraft auszusetzen, sich selbst und ihr Leben von Gott verwandeln zu lassen?

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