1. Fastensonntag- Lesejahr A

13.03.2011

Evangelium nach Mathäus (4,1-11)

Danach führte der Geist Gottes Jesus in die Wüste, wo er vom Versucher auf die Probe gestellt werden sollte. Nachdem er vierzig Tage und Nächte gefastet hatte, war er hungrig. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehl doch, dass die Steine hier zu Brot werden!« Jesus antwortete: »In den Heiligen Schriften steht: 'Der Mensch lebt nicht nur von Brot; er lebt von jedem Wort, das Gott spricht.'« Darauf führte der Versucher ihn in die heilige Stadt Jerusalem, stellte ihn auf den höchsten Punkt des Tempels und sagte: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann spring doch hinunter; denn in den Heiligen Schriften steht: 'Deinetwegen wird Gott seine Engel schicken, und sie werden dich auf Händen tragen, damit du dich an keinem Stein stößt.'« Jesus antwortete: »In den Heiligen Schriften heißt es auch: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht herausfordern.'« Zuletzt führte der Teufel Jesus auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt in ihrer Größe und Pracht und sagte: »Dies alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.« Da sagte Jesus: »Weg mit dir, Satan! In den Heiligen Schriften heißt es: 'Vor dem Herrn, deinem Gott, wirf dich nieder, ihn sollst du anbeten und niemand sonst.'« Darauf ließ der Teufel von Jesus ab, und Engel kamen und versorgten ihn.

Gedanken zum Evangelium

Unlängst las ich ein Buch mit vielen Untersuchungen und Befragungen: „Gesell-schaft ohne Gott - Entchristlichung unserer Gesellschaft.“ Hier wird festgestellt: Das Christentum ist vielen nicht wirklich mehr ihre Religion, höchstens noch ein kultureller Hintergrund. Und auch das Kultur-Wissen nimmt rapide ab.

  • Zwei Wochen vor der Erstkommunion fragt ein Mädchen ihre Mutter: „Mama, bin ich eigentlich katholisch oder evangelisch?“ Die Mutter erzählt dies, während sie an einer katholischen Wallfahrt teilnimmt.
  • Bei der Quizsendung „Wer wird Millionär“ schafft es keiner von den zehn Kandidaten, die Sätze des Vaterunsers in die richtige Reihenfolge zu bringen.
  • Schüler halten den gekreuzigten Jesus für Spartakus oder Golgotha für eine Zahncreme und eine Lehrerin meint allen Ernstes, der Termin des Osterfes-tes werde vom Kultusministerium festgelegt.
  • Die EU gibt einen Schülerkalender aus und hier fehlen alle christlichen Feste, sogar Weihnachten“

„Verabschiedet sich Europa von Gott?“ Dagegen bezeichnen sich junge Muslime in Deutschland zu 66% als gläubig. „Wir leben in einer ungläubigen Welt und ich leide darunter“ , meint jeder vierte Moslem, aber nur jeder vierzehnte Christ. Die großen christlichen Feste verlieren ihren Glaubensinhalt. Weihnachten wird zum Fest der Familie erklärt und hat nichts mehr mit Gott zu tun.

So auch die Fastenzeit. In den Medien und in den Alltagsgesprächen versteht man unter Fasten: Etwas für die Gesundheit tun: kein Alkohol, keine Süßigkeiten, nicht rauchen, weniger Fernsehen. Worauf wollen Sie verzichten? Einmal im Jahr ist in unserer Überflussgesellschaft der Verzicht „in“. Es ist gewiss heilsam einige Kilos los zu werden, aber ob das in den Augen Gottes so wichtig ist? Fasten ohne Gott?

In allen Kulturen hat das Fasten immer einen religiösen Ursprung. Fasten hat an erster Stelle etwas mit Gott zu tun. Die Fastenzeit ist eine Zeit der geistlichen, der Glaubens-Revitalisierung, Erneuerung! Sechs Wochen lang einen Weg der Glaubensvertiefung gehen, bewusst auf Gott zugehen. Ihn suchen. Unseren Glauben an Gott festigen. Das ist ein christliches Fasten: uns festmachen in Gott, uns mehr in ihm verwurzeln.

Es geht also nicht an erster Stelle ums „Verzichten auf …“, sondern ums „Aktiv-etwas-tun-für ...“ Was unternehme ich in der Fastenzeit, um meine Beziehung zu Gott zu vertiefen? Wie öffne ich mich für Gott, damit er mich ansprechen, be-rühren kann?

Jeder kann da für sich einen Vorsatz fassen und vielleicht hält er es sechs Wo-chen lang durch. Gemeinsam mit anderen, geht es aber leichter: „Schritte auf Gott zu“ unternehmen, indem wir die Möglichkeiten aufgreifen, die im Pfarrleben vor-handen sind: Eine Wochentagsmesse, eine Kreuzwegandacht, ein Pfarrkreuzweg, eine Bußandacht („Stunde der Barmherzigkeit“), ein Glaubenskurs...

Ich muss mir Zeit nehmen, Zeit für Gott. Natürlich habe ich dann etwas weniger Zeit für andere Aktivitäten, die ich bewusst zurückstellen muss. Ich muss dann auf andere Dinge verzichten! Fasten ist nicht an erster Stelle Verzichten, sondern das Verzichten ist die logische Folge, weil ich mich mehr mit Gott beschäftige. Genau darum geht es in dieser Fastenzeit: Mich festmachen in Gott, meinen Glauben an Gott fester machen. Fasten. Sind Sie dazu bereit?

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