OSTERSONNTAG

Mit dem heutigen Osterfest ist eine Frage verbunden, die an und für sich jeden Christen zutiefst betrifft: Wie macht sich Auferstehung in meinem Leben bemerkbar? Tut sie das nicht und hinterlässt sie keine wahrnehmbaren Spuren, so stellt sich die Frage, warum und wozu wir dann heute hier versammelt sind. Mehrere Antworten sind hierbei möglich:

Eigentlich betrifft dieses Fest mich nicht, da – wenn die Auferstehung überhaupt historisch greifbar ist – dieses Ereignis schon sehr lange zurückliegt und bestenfalls auf Jesus bezogen bleibt.

Andererseits – so eine weitere Option – ist und wird dieses Thema insofern relevant/bedeutsam, wenn das Leben zu Ende geht: man kann ja nicht wissen, oder?

Außerdem – so ein dritter Standpunkt – ist rund um Ostern ein schönes Brauchtum entstanden und eine zumeist feierliche Liturgie, – da nimmt man auch die Auferstehungsbotschaft schon mit.

Für einige macht sich die Auferweckung Jesu in einer neuen Perspektive und in einem neuen Maßstab bemerkbar; das Leben bekommt sozusagen einen „österlichen Glanz“. Welche Bedeutung hat dieses Osterfest also für Sie?

Ostern sagt mir letztlich, dass der Tod nicht das Ende ist. Er ist besiegt. Ein Sieg, der mit Jesus begann. Der Tod bekommt eine andere Bedeutung, eine veränderte Rolle. Für alle Christen ist seither der Tod nicht Gottverlassenheit, sondern der Übergang, der Durchgang zur vollen Gemeinschaft mit Gott.

Wenn ich an die Auferstehung glaube wird meine Angst vor dem Leblosen und dem Tod, welche erdrückend sein kann und so Leben ver- bzw. behindert, relativiert. Die wahrhaft frohe und befreiende Botschaft dieses Tages lässt sich wie folgt zusammenfassen: Habt keine Angst! – Vor nichts und niemandem werden wir um unser bedrohtes und gefährdetes Leben Angst zu haben brauchen. Das ist gesichert, selbst angesichts des Todes.

Statt Angst vor der Ausweglosigkeit des Todes, kommt das Vertrauen in die bergende und lebensspendende Gegenwart Gottes. Die Auferstehung Jesu gilt letztlich als Bestätigung dieses Vertrauens in den Leben schaffenden Gott. Auferstehung ist demnach auch die Hoffnung, die Jesus lehrte, im Vertrauen auf Gott zu leben: Ich bin guten Händen.

„Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ sagt Jesus. Ich werde leben! Wie mein jetziges Leben auch verläuft, wie aussichtslos es oft erscheinen mag … es wird gut ausgehen. Ich werde endgültig leben.

Dieser Glaube an die Leben erweckende Kraft Gottes relativiert nicht nur die Angst, sondern verschiebt auch unsere Wertigkeiten. Ich bekomme eine neue Sicht auf das Leben selbst.Glaubend weiß ich mich vom Auferwecker-Gott unbedingt und unter allen Umständen (auch in Schuld und im Tod) angenommen, geliebt und gehalten; ich werde befreit von jener fundamentalen Angst um mich selbst, um eine vergebliche Mühe mich selbst zu verwirklichen und daran zu scheitern. Deswegen werden für mich andere Dinge wichtiger.

Hoffend bin ich mir eines neuen Lebens mit Jesus beim Vater gewiss. Deswegen kann ich dem eigenen Tod entgegensehen und kann ich – ohne Verzweiflung, Resignation und Fatalismus, aber auch ohne Vermessenheit und gewalttätige Selbstüberforderung – dem Reich Gottes hier und jetzt einen Weg bereiten.

Ostern ist seit den Tagen der Urgemeinde das Fest der Befreiung, das Fest der Freude an Gottes Treue und Liebe zu seinen Geschöpfen. Ostern ist für mich und für Sie ein Segen. Gesegnetes Osterfest. Frohe Ostern!

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