Christmette - Lesejahr A

24. 12. 2010

Evangelium nach Mt (1,18-24)

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum erstenmal; da-mals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.

So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Men-schen seiner Gnade.

Gedanken zum Evangelium

Es ist Nacht. Was bringt uns hier zusammen? Was hat uns dazu gebracht, unsere warme Wohnung zu verlassen, mitten in dieser kalten Nacht? Sehr unterschiedliche Menschen haben sich hier versammelt, junge und alte, Berufstätige und Pensionisten, Alleinstehende, Familien. Warum? Wozu?

Unter uns sind Menschen, die jeden Sonntag in dieser Kirche zusammen kommen, um Eucharistie zu feiern und Menschen, die das nur sporadisch tun oder vielleicht nur einmal im Jahr. Eine merkwürdige Nacht! Warum sind wir hier zusammen? Was erwarten wir uns davon?

Wir wollen den Geburtstag feiern von Jesus von Nazareth, der vor ungefähr 2000 Jahre gelebt hat. Das ist ja ganz außergewöhnlich! Geburtstage werden ja nur von Lebenden gefeiert.

Als der Evangelist Lukas die legendäre Erzählung über die Geburt von Jesus schrieb, um 85 n. Chr., lag dieser Kreu-zestod schon mehr als 50 Jahre zurück. Und Lukas war felsenfest überzeugt: Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen, er hat ihn auferweckt in sein bleibendes Leben hinein. Wir feiern also den Geburtstag eines – obwohl vor 2000 Jahren verstorben – jetzt lebenden Jesus von Nazareth.

Ist der uns so wichtig, dass wir ihn jetzt hier feiern? Wer ist dieser Jesus überhaupt? Kennen wir ihn genügend? Ist unsere Beziehung zu ihm doch so gut, dass wir seinen Geburtstag feiern wollen? Warum ist er uns wichtig?

Weil es hier nicht um irgendeinen Menschen geht. Er ist etwas ganz Besonderes. Er hat z.B. von sich behauptet, dass er total mit Gott verbunden ist: „Ich und Gott sind eins. Wer mich sieht, sieht den Vater. Ich bin für euch der Weg zu Gott. Ich bringe euch die Wahrheit über Gott. Ich bringe euch das wahre Leben, wonach ihr euch so sehr sehnt!“ Glaube ich ihm das? Macht mich das froh, glücklich?

In Jesus hat Gott eine Brück zu uns geschlagen. Er ist auf uns zugekommen. Er hat ein menschliches Gesicht bekommen, so dass ich mir unter Gott etwas vorstellen kann. Er hat durch Jesus eine Sprache gesprochen, die ich verstehen kann.

Durch Jesus haben wir erfahren, wie Gott zu uns steht. Er ist nicht der ferne Gott, sondern ein Gott, der unsere Nähe sucht und der will, dass es uns gut geht. Das ist ja un-glaublich: Jesus hat deutlich gemacht, dass Gott jeden und jede von uns liebt. Und Gott liebt uns nicht, weil wir so wertvoll wären, sondern es ist genau umgekehrt: Wir sind so wertvoll, wir dürfen uns so wertvoll vorkommen, weil Gott uns liebt. Macht Sie das froh, macht Sie das glücklich?

Wenn ja, dann ist tief in Ihnen Weihnachten. Dann feiern wir das Geburtstagsfest von Jesus aus dankbarer Betroffenheit. Dann spüren wir tief in uns eine Freude, einen inneren Frieden. Wir kommen zur Ruhe, denn wir sind zuversichtlich: Unser Leben ist sinnvoll, es ist schön, trotz allem – denn Gott steht zu uns. Mit ihm können wir das wahre Leben nicht verpassen – was auch geschieht. Unsere tiefste Sehnsucht wird erfüllt werden.

In diesem dankbarem Bewusstsein bin ich jetzt hier und feiere Weihnachten, den Geburtstag von Jesus von Nazareth. Jesus ist ein Geschenk Gottes an uns. Jesus will ich danken für die wundervolle Botschaft, die er uns – in Wort und Tat – über Gott gebracht hat. Frohe Weihnachten!

Zurück zum Archiv