Taufe des Herrn

8. Januar 2012

Evangelium nach Markus (1,7-11):

Johannes kündigte an: »Nach mir kommt der, der mächtiger ist als ich. Ich bin nicht einmal gut genug, mich zu bücken und ihm die Schuhe aufzubinden. Ich habe euch mit Wasser getauft; er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.«

Zu dieser Zeit geschah es: Jesus kam aus Nazaret in Galiläa zu Johannes und ließ sich von ihm im Jordan taufen. Als er aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel aufriss und der Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sagte zu ihm: »Du bist mein Sohn, dir gilt meine Liebe, dich habe ich erwählt.«

Gedanken zum Evangelium:

In diesem Jahr werden wir an den meisten Sonntagen einen Ausschnitt aus dem Markusevangelium hören. Es ist das älteste Evangelium, um 70 n. Chr. entstanden. Und die Evangelisten Matthäus und Lukas haben viel von ihm in ihr Evangelium aufgenommen.

Durch sein Evangelium will Markus uns erzählen, wie er Jesus sieht und was er von ihm hält. Er will über das tiefe Geheimnis des Mannes aus Nazareth reden und uns zeigen, wie wichtig er für unser Leben ist. Er will uns also nicht bloß über Jesus informieren, sondern uns mit ihm so vertraut machen, dass wir an ihn glauben können. Im Laufe dieses Jahres werden wir die wichtigsten Texte aus dem Markusevangelium hören, wenn wir Sonntag für Sonntag miteinander Eucharistie feiern.

Es fällt nun auf, das Markus sein Evangelium nicht - wie Matthäus und Lukas - mit Erzählungen über die Kindheit von Jesus beginnt. Er fängt einfach mit Johannes an, der im Jordan tauft. Und in der ersten Szene ist auch Jesus schon ein erwachsener Mann.

Jesus dürfte von dem, was da durch Johannes den Täufer geschieht, gehört haben. Er verlässt sein Elternhaus in Nazareth. Er hat nicht vor, so wie sein Vater Josef weiterhin als Bauarbeiter aktiv zu sein und eine Familie zu gründen. Er zieht mit vielen anderen zum Jordan. Er schließt sich der Umkehrbewegung des Johannes an. Ahnt er, das Johannes ihn zu Gott hinführen kann? Hat er gespürt, dass er durch diesen Johannes Gott begegnen wird? Hat er Gott, seinen Vater, gesucht? Auf jeden Fall: anschließend an seine Taufe macht Jesus eine tiefe Gotteserfahrung, die sein ganzes Leben ändern wird.

Diese Erfahrung kann man nur mit Bildern beschreiben: Der Himmel öffnet sich. Gott berührt ihn, ergreift von ihm Besitz. Er durchdringt Jesus mit seiner Kraft. „Du bist mein geliebter Sohn!“ Jesus wird sich seiner Berufung bewusst: Er fühlt sich von Gott gestützt und geführt, von ihm gesandt, von ihm geliebt. Gottes belebende, liebende Kraft durchfährt ihn. (Die Taube galt als Symbol der Schönheit, der Reinheit und Liebe, ja als Bild der Liebenden selbst.) Gott beginnt in Jesus eine neue Geschichte mit den Menschen.

Ist bei unserer Taufe nicht etwas Ähnliches geschehen? Hat Gott nicht auch zu mir gesagt: "Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter." Hat Gott nicht auch mich in seinen Dienst genommen? Gehöre nicht auch ich zu ihm und zu seinem Volk?

Natürlich, wir waren noch klein, wir konnten das noch nicht verstehen. Wir sind damals nur mit Wasser getauft worden: Ein äußeres, symbolisches, rituelles Geschehen, das damals mehr Bedeutung für unsere Eltern als für uns selbst hatte. Wir mussten also noch von Jesus selbst getauft werden, durch seinen Geist, durch seine Lebenskraft angesteckt werden. Wir mussten noch in seine Lebensweise eingetaucht werden. Wasser allein genügt nicht. Wir brauchen das Feuer von Jesus, das in uns brennt. Wir mussten noch von ihm und von seinem Vater begeistert werden. Das Bewusstsein musste noch in uns keimen und wachsen: Auch wir sind geliebter Sohn, geliebte Tochter von Gott, von ihm in seinen Dienst genommen, uns für sein Reich in dieser Welt einzusetzen! Wir sind getauft.

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