FRONLEICHNAM

Do 19. Juni 2014

Gedanken zum Fest

Wovon leben wir? Was lässt uns leben? Welche Lebenskraft treibt uns voran, gerade dann, wenn es schwierig ist, wenn wir Probleme haben, uns in aussichtslosen Situationen befinden? Aber auch, wenn wir große Pläne haben und uns darauf freuen? Welcher Motor treibt uns voran?

Es gibt natürlich viele Kräfte, die im Laufe unseres Lebens in uns wirken. In der Jugendzeit träumen wir von irgendeinem Beruf, wir wollen die Welt entdecken und viele Reisen unternehmen. Wir wollen eine Familie gründen und/ oder Karriere machen. Wir stecken uns Ziele, die uns in Bewegung setzen, uns mit Kraft und Leben erfüllen.

Aber wir erfahren auch immer wieder: Egal was uns vorantreibt: Es hat nur eine beschränkte Kraft, dauert nur eine bestimmte Zeit, und wird dann wieder schwächer, oder ist einfach nicht mehr da. Es hat gereicht für eine bestimmte Periode in unserem Leben, aber nicht für unser ganzes Leben. Und dann suchen wir etwas Neues, oder wir werden müde und innerlich immer älter. Wovon leben wir? Was lässt uns wirklich leben, gibt unserem Leben echten Inhalt und Erfüllung?

Das Fest Fronleichnam zeigt uns die Richtung, gibt uns eine Antwort. Im Mittelpunkt dieses Festes steht ein Jesus, der uns ein Angebot macht, ein Versprechen: Ich kann euren Lebenshunger stillen! Ich bin wie Brot, das euren Lebenshunger stillen kann. Ich bin für euch wie eine Nahrung, die euch am Leben hält, Energie gibt, ein Kraftstoff, der bewegt, zum Leben bringt.

Damals wie heute haben viele Menschen das nicht verstanden. Das ist natürlich oft so, wenn man in einer bildlichen Sprache redet und mein Gesprächspartner das vergisst, und was ich sage wortwörtlich versteht: dann gibt es natürlich Missverständnisse. Aber es gibt nun einmal Erfahrungen und Wirklichkeiten, die so tief sind, dass ich nur in und durch Bilder über sie reden kann.

„Will dieser Mensch uns etwa seinen Leib, sich selbst zu essen geben?“ fragen sie. Aber Jesus redet auf der bildlichen Ebene weiter: „Wenn ihr mich nicht esst“ - d.h. wenn ihr mich nicht wie Brot in euch aufnehmt – dann habt ihr kein Leben in euch. Ich bin für euch lebensnotwendige Nahrung und so bleibt ihr mit mir verbunden und bin ich in euch. Durch mich könnt ihr leben, in guten und in bösen Tagen, in schwierigen Situationen und in Zeiten der Freude. Immer, ja ewig!

Seine Zuhörer sagten: „Das geht zu weit! Das kann man nicht mit anhören!“ und sie gingen weg, kehrten ihm den Rücken zu. Nur die Zwölf standen noch bei ihm „Wollt auch ihr mich verlassen?“ Und da antwortet Petrus im Namen der anderen: „Zu wem sollten wir gehen? Nur deine Worte bringen ewiges Leben!“

Man bekommt auch heute das Gefühl, dass sehr viele sich von Jesus abwenden, keine Christen mehr sein wollen, weil sie Jesus nicht verstehen und missverstehen. Sie nehmen es ihm nicht ab, dass er die tragende Kraft ihres Lebens sein kann, dass er ihren Lebenshunger stillen kann und sie suchen ihr Brot woanders zu finden.

Können auch wir, wie Petrus, sagen: „Jesus, zu wem sollten wir gehen? Nur du führst uns zum erfüllten, ewigen Leben“ ? Suchen wir bei Jesus Kraft zum Leben – tagaus, tagein in allen unseren persönlichen Lebenssituationen – und auch jeden Sonntag miteinander, indem wir sein Brot zu uns nehmen und so ausdrücken und zeigen, dass wir zu ihm gehören und uns seine Lebensweise zueigen machen wollen? Oder, um es mit den Worten des Paulus zu sagen: „Wir essen von diesem Brot und werden dadurch, obwohl wir viele sind, mit dem einen Herrn immer mehr verbunden.“ Dazu sagen wir „Ja“, wenn wir bewusst und ehrlich Fronleichnam feiern wollen.

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