CHRISTTAG 2014

Evangelium nach Johannes 1,1-18

Gedanken zum Evangelium

Das Evangelium von Johannes, aus dem wir gerade das Vorwort gehört haben, ist rund 100 n. Chr. geschrieben worden. Die Menschen, an die es gerichtet ist, haben Jesus nicht mehr gekannt. Genauso wie wir. Sie waren gläubige Christen, die in ihrem Glauben schon ziemlich gefestigt waren, aber sie lebten in schwierigen Zeiten: Diese Christen waren schon aus der jüdischen Synagoge ausgeschlossen, wurden angefeindet. Ihr glaube an Jesus wurde in Frage gestellt, so dass sie gezwungen waren darüber nachzudenken, wer Jesus für sie wirklich war, welche Bedeutung er wirklich für sie hatte. Das Evangelium von Johannes will ihren Glauben an Jesus stärken. Und ganz am Anfang, im Vorwort, schreibt Johannes seine eigene Weih-nachtsgeschichte. Es reicht nicht aus, beim Kind in der Krippe stehen zu bleiben. Es geht um den Mann, der aus diesem Kind geworden ist. Lohnt es sich, an ihn zu glauben? Welche Bedeutung hat er wirklich für ihr Leben? Diese Fragen will Johannes beantworten. Er will grundsätzliche Antworten geben und wählt dafür eine eigene Sprache. Er sagt z.B. ....

Gott, der alles erschaffen hat, durch den alles geworden ist, der so unsagbar groß ist, dass er alle unsere menschlichen Vorstellungen übersteigt, dass er jedes Bild, das wir uns von ihm machen, sprengt... dieser Gott hat zu uns gesprochen. Dieser Gott ist ein unaussprechliches Geheimnis. Der hl. Thomas von Aquin, der größte Theologe aus dem Mittelalter, hat es so formuliert: „Wir vermögen nicht zu wissen, was Gott ist, wohl, was er nicht ist“. Und vor ihm hat ein anderer großer Theologe aus dem 5. Jh., der hl. Augustinus, gesagt: „Wenn du ihn verstehst, dann ist es nicht Gott“. Dieser Gott hat zu uns gesprochen. Er hat sich selbst mitgeteilt in dem Menschen Jesus von Nazareth: „Das Wort ist Fleisch geworden.“ Gott spricht uns durch Jesus auf Augenhöhe an, sodass wir ihn verstehen können. Jesus ist die Verkörperung der sich selbst mitteilenden Liebe Gottes. Und dieser Jesus wird dann auch im Johannesevangelium sagen: „Wir mich sieht, sieht den Vater.“ Die alle Begriffe übersteigende Herrlichkeit Gottes strahlt in Jesus auf. Jesus bringt deswegen Licht in unsere menschliche Finsternis. Wir drohen ja immer wieder unterzugehen in dunkler Sinnlosigkeit. In Jesus spricht Gott, zeigt uns Richtung, Ziel, letzten Sinn für unser Leben und dadurch Hoffnung und Freude.

Das Tragische ist nun - und das erfahren die Christen von Johannes und das erfahren auch wir heute: Die Menschen überhören Gottes Botschaft. Er spricht in die Welt - in sein Eigentum - hinein, aber die Welt, die Menschen, erkennen ihn nicht, nehmen ihn nicht an.

Gottes Selbstmitteilung in und durch Jesus geht so weit, dass er aufs Innigste mit den Menschen vereint sein will. Aber das ist das Liebesdrama: Die Menschen hören nicht auf ihn.

Alle aber, die Jesus aufnehmen und an ihn glauben, macht er fähig, Kinder Gottes zu werden. Der große, unvorstellbare Gott bietet uns seine Beziehung an, eine Vertrauensbeziehung die zu vergleichen ist mit dem totalen, bedingunslosen Grundvertrauen eines Kindes, das sich zutiefst geborgen fühlt. Ist das nicht ein überwältigendes Angebot?

In Jesus ist Gottes Wort Mensch geworden. Wollen wir Gottes Wort, Gottes Selbstmitteilung, Gottes Liebesangebot ver-nehmen, müssen wir auf Jesus hören, seinen Worten folgen. Jesus ist für uns lebenswichtig. Ohne ihn verpassen wir unser Lebenziel. Ohne ihn verliert unser Leben seinen letzten Sinn und irren wir in der Finsternis herum.

Das ist die Weihnachtsbotschaft, wie Johannes sie formuliert hat.

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