CHRISTKÖNIG
Evangelium nach Lukas (23,35-43)
Mir ist so ein Bild von einem Finale einer Weltmeisterschaft im Boxen beigeblieben. Der Sieger hatte seinen Gegner mit einem K.O. zur Stecke gebracht. Laut schreiend springt er auf, die beiden Arme in der Luft, und ruft: „I am the King!“ Ich bin der König! Ich bin der Stärkste, der Beste, der Unschlagbare. Ich bin der König!
Wenn uns im Evangelium berichtet wird, dass Jesus am Kreuz hängt, zu Tode gemartert, und man eine Tafel ans Kreuz gebracht hat mit den Worten: „Jesus von Nazareth, König der Juden“, dann ist das ein unüberbietbarer Hohn. Trotzdem bittet einer der mit ihm Gekreuzigten: „Denk an mich, Jesus, wenn du deine Herrschaft antrittst!“ Jesus Christus, der Herrscher, der König?
Heute feiern wir das Christkönigsfest: Christus, unser König! Aber was für ein König? Dieses Fest wurde erstmals 1925 von Papst Pius XI. eingesetzt, wenige Jahre nach dem Untergang von König- und Kaiserreichen mit dem Ende des Ersten Weltkrieges. In Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland mussten die Monarchen abdanken und emigrieren. Große Verunsicherungen und Ängste machten sich unter den Menschen breit. Wie soll es jetzt mit uns weitergehen, dachten sie – manchmal laut, manchmal sogar zu laut. Extreme Positionen eroberten die Straßen – hier Kommunisten, dort Nationalsozialisten. Man ging nicht zimperlich miteinander um, nahm auch politischen Mord in Kauf und schlug auf die anderen drauf. Es sollte auch nicht mehr unterschieden werden können, was wahr, was Lüge war – schuld sind die anderen. Es ging um Macht: „Ich bin der König!“
Heute, am letzten Sonntag des Kirchenjahres 2015/2016, feiern wir Christkönig. Bedeutet das nicht einen dringenden Aufruf, uns zu Jesus Christus zu bekennen und nicht zu Machthabern, die ihre Macht für sich anwenden wollen, obwohl sie dem Volk einreden wollen, dass sie es für sein Wohl tun? Wir haben auch in diesem Jahr die Unbarmherzigkeit gesehen, Hassparolen wahrgenommen, geschürte Ängste entdeckt. Der Terror hat nicht nur blutige Spuren hinterlassen – er hat auch Vertrauen ausgehöhlt. Populistische Parolen haben auf einmal wieder eine Chance. Aggressionen werden geweckt. In so einem gesellschaftlichen Klima wollen wir uns als Christen nicht mitreißen lassen und uns bewusst zu Jesus Christus bekennen und sagen: „Er soll in meinem Leben wirken, herrschen, regieren, so wie ein König in seinem Reich regiert!“
Ich bekenne mich zu Jesus Christus, will mich immer wieder neu von seiner Gesinnung anstecken lassen, mit ihm am Reich Gottes in dieser Welt bauen. In diesem Reich, in dem Christus König und Herrscher ist, werden nicht Gewalt, Ruhmsucht, Herrschen-Wollen, gnadenloses Streben nach endlosem Reichtum, Wiedervergeltung, den Ton angeben. Ich will mich - im Sinne von Jesus - einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit, die aber nicht möglich sind ohne Liebe und Wohlwollen. Das ist die Gesinnung von Jesus, die ich in mich aufnehmen und leben will, zunächst einmal in meiner eigenen kleinen Welt, in meiner Familie, am Arbeitsplatz, dort wo ich mit Menschen zusammenkomme. Jesus ist ein König der Liebe und Barmherzigkeit. Auf ihn will ich hören, ihm will ich folgen.
Am Fest Christkönig geht es also grundsätzlich darum: Wer ist Jesus Christus für mich? Was bedeutet es für mein Christsein, für meine Entscheidungen, für mein Handeln in Familie, Beruf, Politik, Gesellschaft, wenn ich an ihn und seine Herrschaft glaube? Möchte ich, dass er - mit seiner Gesinnung und Lebenseinstellung, mit seiner Haltung Gott gegenüber - mein Leben prägt, beeinflusst, meine Lebensrichtung bestimmt? Ich bekenne mich zu Jesus Christus, ich glaube an ihn und an alles, was er gesagt und angestrebt hat, weil ich überzeugt bin, dass nur das im Leben zielführend ist.
Kann ich das, aus der Tiefe meines Herzens sagen? Dann kann ich auch das Fest Christkönig mit echter, innerer Freude feiern.