DREIFALTIGKEIT

 

„Gott, wer bist du? Die Frage lässt uns nicht los, und wir suchen deinen Platz in unserem Leben“, sagen wir im heutigen Hochgebet. Ist Gott für uns nur ein „Irgend-etwas-Höheres“, das es „geben muss“? Judentum, Christentum und Islam sprechen von dem einen Gott. Meinen sie das Geiche, den slben? Oder sehen, verstehen sie Gott anders?

Im Namen Gottes wurden und werden Kriege geführt. Für ihn gaben und geben Menschen ihr Leben. Man nennt ihn den Allmächtigen, den Allwissenden, den Allgegenwärtigen den Allgütigen ... Aber warum greift er dann nicht ein? Warum lässt er so viele Unschuldige leiden? Oder greift er doch ein und bestraft er die Bosheit der Menschen mit Naturkatastrophen? Wer ist Gott? Ist er so, wie viele oft von ihm reden? Ist er so unnahbar, so weit weg, im Himmel, über den Sternen, so dass er mit meinem Leben nichts zu tun hat und ich so leben kann, als ob es ihn nicht gibt?

Menschen haben immer wieder versucht, ihre Erfahrungen mit Gott zu beschreiben. Aber über Gott kann man nur in Bildern, metaphorisch reden. Er sprengt all unsere Vorstellungen. Große Theologen in der Vergangenheit, ja ganz große und wichtige Konzile haben versucht Gott zu umschreiben. Als Christen stützen wir uns auf die Bibel. Hier beschreiben Menschen aus vielen Jahrhunderten, wie sie Gott gesehen und erfahren haben, in welcher Art von Beziehung sie zu ihm gestanden sind. Was können wir von ihnen lernen?

Es gibt drei Zugänge zu Gott. Oder genauer gesagt: Es gibt drei Weisen, in denen Gott sich uns nähert, sich uns mitteilt, sich uns zugänglich macht. Gott kommt auf uns zu, wir können ihn wahrnehmen: erstens als Schöpfer, zweitens hat er sich uns in dem Mann aus Nazareth, Jesus, gezeigt und drittens erleben wir ihn als Energie, als Lebenskraft, als Lebensgeist in uns.

Gott ist der Ursprung aller Dinge und allen Lebens. Er ist der Schöpfer, der Vater, dessen Größe und Erhabenheit wir aus seiner Schöpfung, aus der Natur herauslesen können. Diese Vorstellung vom Schöpfer hat sich in unserer Zeit aber weiterentwickelt, durch die sensationellen Entdeckungen der Wissenschaft, durch die neuen Erkenntnisse vom sich immer noch weiter ausdehnenden Weltall.

Daraus kann man nur schließen: Wie groß, wie überwältigend groß ist dieser Schöpfer für uns Menschen! Wenn Gott alles geschaffen hat und in seinen Händen hält, das ganze Weltall, dann muss einen schieres Entsetzen ergreifen vor der Größe dieses Gottes, vor diesem Abgrund an Geheimnis. Auch die biblische Religion weiß um den unendlichen Abstand zwischen Gott und Mensch: "So hoch wie der Himmel über der Erde sind meine Wege über euren Wegen. . .", sagt Gott beim Propheten Jesaja.

Dieser Gott sucht aber die Nähe zu uns. Durch Jesus von Nazareth, kommt er auf uns zu, so dass er für uns ein menschliches Gesicht bekommt, erkennbarer, verständlicher wird. Ja sein Vater-Sein hat so einen neuen Inhalt bekommen, mit mehr Wärme und Liebe erfüllt, so dass wir zu ihm eine ganz persönliche, liebende Beziehung haben können. Jesus hat uns das durch seine Lebensweise deutlich gemacht. Aber trotz dieser tiefmenschlichen Beziehung, die zwischen Gott, den Vater und uns möglich ist, ist es keine Beziehung auf Augenhöhe. Gott wird für Jesus nie ein „Kumpel“. Er nennt ihn deswegen Vater „im Himmel“, um sein Anders-Sein, seine Erhabenheit nicht zu vergessen und ihm immer mit tiefen Respekt und Ehrfurcht zu begegnen.

Durch Jesus ist auch deutlich geworden, dass wir Gott nicht weit weg suchen müssen, sondern dass Gott mit seiner Lebenskraft, mit seinem Geist, in der Tiefe unseres Ichs wirksam ist. Suche Gott in dir selbst!

Gott, der Schöpfer-Vater, über uns. Gott zeigt sich als Gott-mit-uns in Jesus. Gott, der als Lebenskraft in uns wirkt: Gott in uns. Das ist der Gott, an den wir als Christen glauben, der Gott, der sich auf dreifaltige Weise uns mitteilt, auf uns zukommt.

Auf den Namen dieses Gottes sind wir getauft, d.h. wir gehören zu ihm, und wir möchten in einer Beziehung zu ihm leben. Deswegen versuchen wir - wie Jesus sagt - „alles zu befolgen, was er uns aufgetragen hat“, ein Leben in seinem Sinn zu führen. Dann ist er immer über, mit und in uns, jeden Tag.

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