GEMEINDESONNTAG

 

EVANGELIUM nach Lukas (13,6-9)

 

Jesus erwartet etwas von Ihnen, von mir, von der ganzen Pfarrgemeinde. Wir sollen alle miteinander irgendwie „produktiv“ sein, durch unsere Lebensweise und durch unsere Taten etwas zustande bringen. Natürlich sagt er das nicht mit solchen Worten, sondern - wie so oft - in einer Bildsprache, in einer Gleichniserzählung vom Weinberg mit einem Feigenbaum. Gott, der Besitzer dieses Weinberges, hat uns da hineingesetzt. Und er erwartet, dass seine Bäume, dass wir, dass unsere Pfarrgemeinde, Früchte bringen, „produktiv“ sind. Und Jesus ist derjenige, der uns „düngen“ soll. Er soll uns Wachstumsenergie geben, damit wir „produktiv“ sind, damit wir Früchte bringen. Und wenn wir das nicht tun, sind wir überflüssig, wie vertrocknete Bäume, die man nur noch umhauen kann. Anders gesagt: Christ ist man nicht für sich selbst. Unser Christsein soll fruchtbar werden in dieser Welt, für andere, soll Früchte bringen.

Irgendwie machen diese Worte betroffen, machen unruhig, wühlen auf. Was für Früchte bringe ich eigentlich? Welche Früchte bringt unsere Pfarrgemeinde hervor? Ist sie müde geworden, wie ein alter Baum? Ist sie noch kreativ? Hat sie noch eine Bedeutung und für wen? Was bringt es, dass es sie (noch) gibt? Das sind heilsame Fragen, die wir uns an diesem Gemeindesonntag stellen sollen. Das sind wir einander und Gott schuldig. Die entscheidende Frage, die jeder Mensch sich stellen soll ist: „Wer ist glücklich, dass du lebst?“ Übersetzt auf unsere Pfarrgemeinde: Wer ist glücklich, dass es sie gibt?

Es wird immer deutlicher: Als Christen sind wir in der Großfeldsiedlung eine Minderheit geworden. Sind wir als Minderheit überlebensfähig? Haben wir als Pfarrgemeinde eine Zukunft? Wir sind schon in einen sogenannten „Entwicklungsraum“ eingeteilt worden, der irgendwann zu einer neuen Großpfarre werden soll. Das ist der Plan der Diözesanleitung, die damit auf eine Notsituation reagieren will: Es gibt immer weniger Pfarrer und immer weniger finanzielle Möglichkeiten. Werden die Pfarren, so wie sie jetzt sind, ihre pastoralen Aufgaben noch erfüllen können?

Die Überlebensfähigkeit unserer Pfarrgemeinde wird aber schlussendlich nicht von der Neuorganisation in eine größere Einheit abhängen. Das ist nur der äußere Form. Entscheidend ist unsere innere Lebendigkeit. Ob wir uns tatsächlich von Jesus „düngen“ lassen und so „Früchte“ bringen können. Entscheidend ist, wie stark bei jedem Einzelnen von uns die persönliche Beziehung zu Jesus ist. Es ist tatsächlich so wie Paulus es sagt (vgl. die erste Lesung): Die Gemeinde besteht aus vielen Gliedern, aber alle diese Teile bilden trotzdem nur den einen Leib. Wir gehören durch die Taufe und durch die Firmung zum Volk Gottes, zur Kirche, zur Gemeinde – trotz der Unterschiede in den Begabungen, des gesellschaftlichen Standes oder auch der Aufgabenstellungen innerhalb der Kirche. Wesentlich ist es wohl, dass sich niemand ausgeschlossen fühlen muss oder dass man einer bestimmten Familie oder einem Beruf angehören muss, um Aufnahme in die Gemeinschaft zu finden. Wichtig ist nur das Bekenntnis zu Jesus Christus, die Bereitschaft, ihm nachzufolgen und sich als Teil einer großen Körperschaft mitverantwortlich für das Ganze zu fühlen. Das gilt bis heute. Jeder Einzelne hat von Gott seine eigene Begabungen bekommen. Er soll sich um die Gaben bemühen, die der Gemeinde am meisten nützen. Das macht die Lebendigkeit der Gemeinde aus.

Und welche sind jetzt die „Früchte“, die wir als Pfarrgemeinde Hl. Kreuz hervorbringen können und sollen? Darüber wollen wir an diesem Gemeindesonntag miteinander reden, vielleicht suchend und tastend. Niemand hat fixfertige Antworten. Aber wo zwei oder drei oder mehr miteinander versammelt sind, da ist Jesus mitten unter ihnen und wird uns mit seinem Geist inspirieren.

Ich möchte euch herzlich einladen hier aktiv teilzunehmen und Früchte zu bringen.

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