PFINGSTEN

Jeder, der einmal in einem Fußballstadium war kennt das Phänomen: Da sitzen hunderte, tausende Menschen zusammen und auf einmal geht ein „Sturm der Begeisterung“ durch das Stadium. Viele springen auf, je nachdem zu welcher Mannschaft sie gehören, strecken die Arme in die Höhe und beginnen zu rufen und zu schreien: „Tor! Tor!“ Und was bringt die Menschen dazu? Ein Stück Leder, mit Luft gefüllt, landet in ein Netz, das zwischen 3 Pfosten gespannt ist. Eigentlich unglaublich, wie eine kleine Ursache, so eine große Wirkung haben kann. Nun kann man noch sagen, das ist einfach Massenhysterie. Aber das gleiche Phänomen kann man erleben, wenn nur ein paar Menschen vor dem Fernseher sitzen und plötzlich vom Sofa aufspringen und rufen: „Tor! Tor!“ Von einem rein äußerlichen Geschehen, sogar nur in der Form eines Bildes am Bildschirm, geht eine Kraft aus, die Menschen plötzlich verwandelt, sie begeistert. Ihre Begeisterung macht Freude und wirkt ansteckend, reißt andere mit. Man könnte diese Kraft den „Fußballgeist“ nennen.

Der Evangelist Lukas redet in seiner Apostelgeschichte von einem anderen „Geist“, einer anderen Kraft, die einige Männer, die Freude von Jesus sind, total verwandelt. Sie haben das Todesdrama von Jesus miterlebt, sind total durcheinander, verzweifelt, ängstlich, denn ihnen könnte etwas Ähnliches passieren, wenn sie sich in der Öffentlichkeit zeigen. Und siehe da: Eines Tages haben sie den Mut in aller Öffentlichkeit von diesem gekreuzigten Jesus zu reden, für ihn zu werben, andere Menschen für Jesus zu begeistern. Was ist da mit diesen Menschen passiert? Was ist in sie gefahren? Was hat sie total verwandelt?

Hier haben wir es nicht mit einem „Fußballgeist“ zu tun, sondern mit einer anderen Lebenskraft, die sie beseelt, Besitz von ihnen ergreift und sie drängt, andere dazu einzuladen, an diesen Jesus zu glauben. Es ist die Kraft, der Geist Gottes, der sie wie ein Lebensatem belebt, aus ihnen neue Menschen macht. Sie sind jetzt „Feuer und Flamme“ für die Sache Jesu. Es brennt in ihnen. Das ist das Pfingstgeschehen, von dem Lukas erzählt.

Ist das nur ein Märchen? Schwer vorzustellen wenn man bedenkt, dass die Kraft, die von diesen Menschen ausgegangen ist, keine Eintagsfliege war. Gottes Kraft, Gottes Geist, sein belebender Atem wirkt Jahrhunderte lang in den unterschiedlichsten Menschen weiter, nicht immer so deutlich, nicht bei jedem so stark, aber trotzdem spürbar. Auch bei uns?

Heutzutage haben wir immer mehr das Gefühl, dass bei uns, Christen, nicht allzu viel Begeisterung vorhanden ist. Wirken wir nicht eher wie gelähmt, matt, langweilig, wenn es um unseren Glauben geht? Verstecken wir nicht unseren Glauben? Wann fühlen wir uns wirklich so von Jesus ergriffen, dass wir uns gedrängt fühlen miteinander und auch mit anderen Menschen über unsere Erfahrungen mit ihm zu erzählen? „Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über“ sagt ein Sprichwort. Ist unser Herz von Jesus erfüllt, so dass es übergeht? Brauchen wir alle miteinander nicht ein neues Pfingsten?

Ich kann andere nur für Jesus begeistern, wenn ich selbst von ihm begeistert bin. Setzt das aber auch nicht voraus, dass wir selbst die Inhalte unseres christlichen Glaubens neu entdecken? Was bietet Jesus uns wirklich an und warum ist das für unser Leben so wertvoll? Ist eine persönliche Glaubensvertiefung nicht Voraussetzung dafür, dass wir in Gesprächen mit anderen glaubwürdig sein können? Aber nicht nur in Gesprächen. Es kommt darauf an zu leben, was wir selbst glauben.

Wir feiern Pfingsten. Wir bringen in Erinnerung, wie Gott, wie Jesus, Menschen wirklich begeistert hat und dadurch ihr Leben geändert hat. Wir bitten Gott, dass es auch für uns Pfingsten wird, dass er so in uns wirkt, uns so ganz persönlich anspricht, dass wir begeisterte Christen werden, die auch andere für Gott und für Jesus begeistern können.

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