12. SONNTAG im Jahreskreis

Vielleicht ist es Ihnen beim Hören der heutigen Lesungen aufgefallen: Was Gott schon in alttestamentlichen Zeiten zu den Propheten gesagt hat, das sagt Jesus zu seinen Jüngern, die er aussendet: „Fürchtet euch nicht!“ Weder um die Botschaft noch um sein eigenes Leben soll ein Christ sich Sorgen machen. Jesus steht zu denen, die sich zu ihm bekennen.

Fürchten wir uns, wenn wir über Gott und über unseren Glauben an ihn reden sollen? Wann haben wir das letzte Mal über unseren Glauben gesprochen, im Familien-, Verwandten-, Bekannten-, Freundeskreis?

Jesus hat einmal gesagt: „Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe.“ Über unseren Glauben reden ist auch mit Risiken verbunden! Die Geschichte hat das immer wieder bestätigt. Aber wir leben in einem Land mit Religionsfreiheit. Prinzipiell ist es also nicht „gefährlich“ sich als Christ zu bekennen. Trotzdem: die berühmte "Gretchenfrage“ von Goethe bleibt aktuell! „Nun sag, wie hast du's mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub', du hältst nicht viel davon." - Glaubst du an Gott? Und warum?

Vielleicht fürchten wir uns nicht, über unseren Glauben zu reden. Aber, ganz ehrlich: spüren wir nicht oft Verlegenheit, empfinden wir es nicht als peinlich und indiskret, wenn wir herausgefordert worden, zu reden? Der christliche Glaube ist ja in unserer Gesellschaft nicht mehr gefragt. Religion wird als Privatsache betrachtet; im öffentlichen Leben scheint kein Platz für einen Glauben zu sein, weil er für viele keine Bedeutung hat. Ein persönliches Bekenntnis ruft oft ein mitleidiges Staunen hervor, selbst in der eigenen Familie! Religion ist ja in den Augen vieler Menschen etwas von gestern; das ist etwas für naive Gemüter. Man hat also Angst auf Ablehnung zu stoßen, belächelt zu werden.

Wie oft reden also wir über unseren ganz persönlichen Glauben an Jesus, an Gott, mit dem eigenen Partner/der Partnerin? Mit den eigenen Kindern? Wie oft zeige ich, bezeuge ich, dass mein Glaube an Jesus für mein Leben bedeutungsvoll, lebenswichtig ist, ja mich froh und glücklich macht?

Folgendes Gebet bringt es auf den Punkt: „Gott, ich habe meine Treue zu dir bekannt, zu deinem Wort. Doch man macht mich klein, ich soll schweigen. Gott, ich habe meine Freude über dich bekannt: Doch man lächelt mitleidig darüber, ich soll meinen Mund halten. Gott, ich habe meine Liebe zu dir bekannt, zu deiner Güte. Doch man nimmt mich nicht ernst, ich soll still sein.“

Im heutigen Evangelium will Jesus uns Mut machen, unser Selbstvertrauen stärken. „Habt keine Angst!“ Und in bildreicher Sprache sagt er: „Wenn Gott schon scheinbar total unwichtige Spatzen wertvoll sind, wieviel mehr dann ihr! Gott weiß sogar, wie viele Haare ihr auf dem Kopf habt.“ Gott weiß um jeden Einzelnen von uns. - In einem unserer Lieder singen wir „Wir fallen nie tiefer als in seine Hand.“ Wir können also voll Vertrauen und Selbstbewusst zu unserem christlichen Glauben, zu unserem Christsein stehen und dafür eintreten.

Das ist der Aufruf von Jesus an uns: Fürchten wir uns nicht mit unseren Mitmenschen von Gott, von Jesus zu sprechen, ihnen zu sagen, was und warum wir glauben, und dass das in unseren Augen vernünftig ist! Das gehört wesentlich zu unserem Christsein sagt Jesus.

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