19. SONNTAG im Jahreskreis

Es gibt in unserem Leben ein Auf und Ab, Sonnenschein, Ruhe und Entspannung, aber auch Stürme bis hin zu Katastrophen: Misserfolge, Verlust eines Menschen, der uns nahe steht, das Zerbrechen von Beziehungen, Unfälle, unheilbare Krankheit... Es gibt so viele Dinge und Ereignisse, die unser Leben durcheinanderbringen, existenzielle Bedrohungen, die Angst machen, unser Leben wie in einem Sturm durcheinanderwirbeln.

Das ist in unserem Privatleben so, aber auch z.B. im Leben unserer Kirche, unserer Pfarrgemeinde. Wir befinden uns gerade in so einem Prozess mit Veränderungen und Unsicherheiten. Pfarren werden zusammengelegt. All das bringt viel Unruhe. Wie wird das gehen? Werden wir als Pfarrgemeinde weiter bestehen oder werden wir untergehen?

Auch die Christen, für die der Evangelist Matthäus sein Evangelium geschrieben hat, befinden sich, 50-60 Jahre nach dem Tod von Jesus, in unruhigen Zeiten. Die Welt um sie herum war ihnen nicht sehr wohlgesinnt. Besonders ihr Glaube an Jesus wurde in Frage gestellt. Auch sie hatten Jesus nicht mehr persönlich gekannt, so wie wir. Es war nicht so einfach als Christen zu leben. Sie waren eine kleine Gruppe (so wie wir es immer mehr werden). Sie mussten im Glauben gestärkt werden. Gerade deswegen erwähnt Matthäus die Erzählung vom Seesturm. Sie ist eine bildhafte Zusammenfassung ihres Lebens als Christen. Vielleicht auch unseres?

Das Boot als Sinnbild für Kirche und Pfarrgemeinde („Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“). Sie geraten in Gefahr, wenn ihr Glaube schwach wird, wenn sie ihren Glauben an Jesus verlieren. Wenn Jesus den verängstigten Jüngern zuruft: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“, dann soll damit die Erfahrung wiedergegeben werden, dass Gott nahe ist, dass er uns nicht allein lässt und dass er uns Mut zuspricht. Ich bin es! Ich bin der Ich-bin-da — der alte Name Gottes, den Mose am brennenden Dornbusch erfahren hatte, nun aus dem Munde Jesu.

Petrus ist zunächst sehr mutig: Er verlässt das sichere Boot, um auf Jesus zuzugehen. Es ist ein Übers-Wasser-Gehen. Das ist der Weg des Glaubens. Dieser Weg wird immer wieder bedroht. Dann aber besteht die Gefahr, dass man nur die Bedrohung sieht und Jesus aus den Augen verliert. Der Mut sinkt und mit ihm Petrus selbst. Petrus ist nicht der perfekt Glaubende; aus sich allein schafft er es nicht, den neuen Weg zu gehen. Aber er schreit in seiner Not: „Herr, rette mich!“

Unser Vertrauen zu Jesus, zu Gott, kann uns im Leben über Wasser halten! Es, mobilisiert in uns Kräfte und lässt uns in der Not nach Ideen und Lösungen suchen. Aber unser Vertrauen zu Gott, zu Jesus, ist oft nicht groß genug. Wir sind „kleingläubig“. Wir haben das Gefühl, dass wir untergehen, zu Grunde gehen.

Das ist die Botschaft dieser Erzählung: Es ist keine Katastrophe, wenn unsere Ängste, Zweifel, unser Kleinglaube, uns immer wieder einmal absinken lassen. Nehmen wir doch unsere menschlichen Schwächen, unser Versagen an als etwas, das zu uns gehört. Aber bitten wir in diesen Situationen wie Petrus: "Herr, rette mich!"

Jesus streckt seine Hand zu Petrus aus. Jesus ist die „ausgestreckte, helfende Hand“, die Gott in unsere Menschengeschichte schickt. Wir dürfen nicht den Blickkontakt mit Jesus verlieren, weder im persönlichen noch im Leben der Pfarrgemeinde.

Der Evangelist Matthäus will seinen Christen, seiner Gemeinde mit dieser Erzählung Mut machen: Habt keine Angst. Jesus ist da, Gott ist da. Gilt das nicht auch für uns?

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