21. SONNTAG im Jahreskreis

Ein christlich denkender Schriftsteller sagte: „Die Kernaussage des Christentums, dass Gott in Jesus von Nazareth selbst Mensch geworden sei und durch Christi Kreuzestod und Auferstehung alle Menschen errettet habe, verstehe ich nicht wirklich.“ Das ist eine ganz ehrliche Aussage, die ich verstehen kann. Gilt das auch für uns?

Einer umschreibt es so: „Die gegenwärtige Kirchenkrise ist nicht (nur) eine Krise der gesellschaftlichen Entwicklung: Skandale, die Stellung der Frau in der Kirche, der Zölibat, die Autoritätsfrage .... Die eigentliche Krise ist das Verständnis der Botschaft des Glaubens, der Übermittelung („Verkündigung“) durch die Kirche, der „Abgehobenheit ihrer Sprache“.

 „Für wen haltet ihr mich?“, Fragt Jesus. Wer bin ich für euch? Vom Anfang an - wir können es im Neuen Testament nachlesen - hat man auf diese Frage unterschiedliche Antworten gegeben, in der Sprache und mit Begriffen von damals. Im gesamten neuen Testament finden sich rund 157 verschiedene Namen, Titel und Bezeichnungen für Jesus,

 Vor seinem Tod gab man Jesus die Titel „Rabbi, Prophet, Messias (d.h. Gesalbter, Christus), Sohn Davids, Menschensohn.“ Nach seinem Tod und seiner Auferweckung durch Gott gab man ihm die Titel „Knecht Gottes, der Herr, Sohn Gottes, das Wort...“ Das sind alles Versuche von damals zu sagen, welche Bedeutung Jesus für Menschen hat. Es sind natürliche Worte, Titel, die uns nicht mehr so geläufig sind und die wir deswegen auch nicht mehr so gut verstehen. Wir müssen sie übersetzen in unsere heutige Sprache. Jeder einzelne von uns soll versuchen, Jesus eine persönliche Antwort zu geben, ihm mit eigenen Worten zu sagen, welche Bedeutung Jesus für ihn hat.

 Damit das aber möglich ist, müssen wir wissen, was Jesus alles gesagt, getan, gelehrt hat. Wenn wir dann versuchen uns das anzueignen und danach zu leben, es persönlich zu praktizieren, dann entdecken wir immer mehr, wie unser Leben sich ändert, mehr Tiefgang hat, mehr Inhalt bekommt, ja schöner und beglückender wird. Und so wird - nicht in Theorie, sondern in der Praxis - deutlich, wie groß die Bedeutung von Jesus für uns ist. Vielleicht kann ich dann sagen: „Du bist die Mitte meines Denkens. Du bist mir so wichtig, dass ich mich an dir orientieren will, deine Lebensweise übernehmen will. An dich will ich mich immer wenden. Durch dich kann ich in dieser Welt wahrhaft menschlich leben, handeln, leiden und sterben: weil ich mich so durch und durch von Gott gehalten weiß und fühle.

 Jesus wurde glaubwürdig, weil er aus einer außergewöhnlich intensiven Beziehung zu Gott heraus lebte. Man kann dann auch sagen: In Jesus kam Gott uns entgegen, hat Gott sich selbst mitgeteilt, sich uns als ein uns liebender Gott zugewandt. Ich glaube an Gott, wie er uns durch diesen Jesus anspricht. Jesus ist für uns also der Weg zu Gott. Durch ihn erfahren wir die Wahrheit über Gott. Durch ihn finden wir zu einem echten, zu einem gelungenen Leben. In und durch Jesus befreit Gott uns also aus dem Gefühl der Verloren- und Sinnlosigkeit. So ist Jesus dann auch unser „Retter“.

 Deswegen glaube ich an Jesus Christus, bin ich Christ. Ich halte mich an ihn, an seine Vorstellungen von Gott und vom Menschsein. So habe ich eine Orientierung im Leben, habe ich Hoffnung. Mit Jesus hat mein Leben eine Zukunft, die sogar über den Tod hinausgeht.

„Wer bin ich für dich? Was bedeute ich dir?“, fragt Jesus. Wenn ich Jesus immer besser kennen gelernt habe - und das ist ein lebenslanger Prozess -, wenn ich immer mehr mit ihm vertraut werde, dann kann ich aus tiefster Überzeugung sagen: Jesus, du bist mir so wichtig, dass ich mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen kann, ja dass ich mir ohne dich wie verloren vorkommen würde. Empfinden Sie das auch so?

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