28. SONNTAG im Jahreskreis

Glauben wir an eine schöne, gute Zukunft? Es schaut in dieser Welt nicht schön aus. Es ist eher deprimierend: Viele Menschen müssen mit Kriegen, Gewalt, Unmenschlichkeit, Unsicherheit und Angst leben. Wir leben noch in Frieden, aber auch in unserer Gesellschaft nimmt die Gewalt zu. „Man ist nirgends mehr sicher“, hört man hier und dort schon sagen.

Ich glaube, mit diesem Unsicherheitsgefühl haben Menschen in allen Jahrhunderten leben müssen. Auch in der Zeit als z.B. der Prophet Jesaja lebte und auftrat, im 8. Jht v. Chr. Da ruft er den gläubigen Menschen seiner Zeit zu, sie sollen Hoffnung haben, denn Gott hat das letzte Wort. Gott wird “... den Trauerflor zerreißen, der allen Völkern das Gesicht verhüllt; er wird das Leichentuch entfernen, das über den Nationen liegt. Den Tod wird er für immer vernichten und von jedem Gesicht die Tränen abwischen.“ Er schildert die Zukunft mit dem Bild einer Hochzeitsfeier, „mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen.“ In der orientalischen Vorstellung von damals war so eine Hochzeitsfeier (die ungefähr eine Woche dauerte) der Höhepunkt der Freude. So ein Fest will Gott mit allen Menschen feiern, mit allen Völkern. „Holt die Armen, Schwachen, Versager und Nichtsnutze, Geschädigte und Ausgebeutete, Leidende und Unterdrückte, Unzufriedene und Geschundene, denen ihr auf der Straße begegnet ...“ Gott hat für alle Platz, die zu ihm kommen wollen. Das ist die Zukunftsvision, die der Prophet seinen Gläubigen vorhersagt, mit der er ihnen Hoffnung machen will.

Im heutigen Evangelium greift Jesus dieses Bild auf und spitzt es zu: Alle sind dazu eingeladen, sogar Gute und Böse. So ist Gott. Solche Festfreude wünscht Gott für uns alle Menschen. Das Problem ist, dass viele Menschen nicht daran glauben können oder wollen: „...der eine geht auf seinen Acker, der andere in seinen Laden.“Sie haben andere Sorgen. „Ich habe ein Geschäft, einen Beruf, ich habe für Dies und Jenes zu sorgen. Ich habe keine Zeit für Gott.“ Keine Zeit für Gott!

Als Kinder waren wir vielleicht zu jung; als Jugendliche zu müde (Wir haben - bis in die frühen Morgenstunden - anderes zu feiern); als junge Verliebte sind wir zu glücklich um an Gott zu denken; als junge Erwachsene zu beschäftigt; und dann später, als wir es zu etwas gebracht haben, viel zu stolz um uns mit solchen unwichtigen Dingen wie Religion zu beschäftigen. Dann kommt das Lebensende und ist dann ist es vielleicht zu spät, um sich noch mit Gott zu beschäftigen.

Viele Menschen haben keine Zeit für solche Visionen, für einen Gott, der sie einlädt, zu einem Leben mit ihm, zu einem Leben in Frieden, Gerechtigkeit, Liebe und Freude. Sie glauben nicht daran, wollen sich dafür auch nicht einsetzen.

Die Botschaft des Propheten Jesaja, die Botschaft von Jesus klingt auch heute, ist auch heute an uns gerichtet, in einer Welt, die ist wie sie jetzt ist. „Prüft euch", meint Jesus, „ob ihr die richtigen Prioritäten habt. Prüft euch, wie ihr mit dem Angebot Gottes umgeht.“ Glauben wir an eine endgültig erfüllende Zukunft mit Gott, das lässt uns jetzt schon mit Hoffnung und Zuversicht leben, trotz allem.

Diese Hoffnung ist keine billige Vertröstung auf ein zukünftiges Leben. Es ist kein „Opium des Volkes“, wie Karl Marx behauptet hat. Wir wollen unsere Unsicherheiten und Ängste, die jetzt sicherlich vorhanden sind, nicht mit einer Hoffnung, mit einer schönen Vision betäuben. Im Gegenteil: diese Hoffnung gibt uns Kraft nicht zu resignieren und uns hier und jetzt einzusetzen für Frieden, Gerechtigkeit, Frieden und Freude, durch ein Leben in Verbindung mit Gott und miteinander. Dazu ruft Jesus uns mit seinem Gleichnis vom Hochzeitsmahl auf.

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