4. SONNTAG im Jahreskreis

Was ist in unserem Leben wichtig? Was ist wertvoll? Welche Werte streben wir an? Wofür wird man in dieser Welt glücklich gepriesen? Höchstes Ziel scheint vielen zu sein: das Ansammeln von Gütern, die Jagd nach akademischen Titeln, Erfolg und Ruhm, Spaß haben, jedem sexuellen Verlangen nachgeben, auch wenn es anderen vielleicht schadet, Jung sein, das Leben genießen, ohne darüber nachzudenken, ob es überhaupt ein gutes Leben ist....

In der 1. Lesung haben wir gehört, wie Paulus sich an die christliche Gemeinde von Korinth richtet, in der es unterschiedliche Gruppen und auch Spaltungen gibt und einige sich wichtigmachen wollen. Zu ihnen sagt er: Gerade einfache Leute, die Kleinen, hat Gott sich ausgesucht, um in seinen Dienst zu treten. Wer von Menschen geringschätzig behandelt, ja verachtet wird, wer bei ihnen nichts zählt, den will Gott für sich haben. Gott handelt durch die Schwachen, durch die, die in den Augen dieser Welt nichts gelten. Mit diesen Worten trifft Paulus genau das, was Jesus mit seinen „Seligpreisungen“ in seiner berühmten Bergpredigt im Evangelium sagen will.

Jesus spricht da eine überraschende Sprache. Er ruft zu einer anderen Lebenseinstellung auf, bei der es um andere Werte geht. Jesus redet hier von der Welt Gottes, vom Reich Gottes, wo Gott in den Herzen der Menschen regiert und wo sie in seinem Sinne leben und handeln. Jesus will gerade denen Mut machen, die arm sind, die leiden, in dieser Welt nichts bedeuten: Sie können mit Gott rechnen, gerade für sie hat Gott ein Herz. Sie dürfen Hoffnung haben, weil sie ihre Hoffnung auf Gott setzen, der das letzte Wort hat.

In dieser Welt Gottes sehnen sich Menschen nach Gerechtigkeit und setzen sich dafür ein; sie stiften Frieden, indem sie barmherzig sind, statt nach Rache und Vergeltung zu rufen; Menschen mit einem reinen, ehrlichen und aufrichtigen Herzen, das anderen grundsätzlich, von vornherein Gutes wünscht und zumutet, ohne ihnen bösen Willen zu unterstellen; Menschen, die deswegen auch von dieser Welt oft nicht ernstgenommen werden, Spott und Lasten ertragen müssen, weil sie eine Welt wollen, wie Gott sie will: „Dein Wille geschehe!“ Deswegen werden sie von Jesus glücklich gepriesen.

Jesus hat andere Vorstellungen vom Glücklichsein. Menschen finden ihr Glück in der Verbundenheit mit Gott und im Glauben an ihn. Jesus meint: Wenn wir Gott in unser Denken, Fühlen und Handeln hineinbeziehen, wenn wir das echte Leben von ihm erwarten und wir uns nicht nur auf unsere eigenen Kräfte und auf unser eigenes Können verlassen – wenn wir also „arm vor Gott sind“ - dann wird alles anders, dann finden wir zum wahren Leben.

Wenn wir auf Gott vertrauen, gilt für uns an erster Stelle: keine Gewalt anwenden, Frieden stiften, nach Gerechtigkeit streben, barmherzig sein.... Wir werden dann auch fähig, es dann auch so zu machen wie Gott: Trauernde trösten, zu denen stehen, die in dieser Welt nichts gelten, an unserem Christsein festhalten, auch wenn andere das belächeln, auf Gewalt verzichten und so den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt durchbrechen … weil wir uns von Gott getragen wissen.

Die Botschaft des Evangeliums, die Worte, die Jesus hier zu uns spricht, können - wenn wir uns von ihnen wirklich ansprechen lassen - unsere Lebenseinstellung, unsere Haltung einander gegenüber und dadurch unser Zusammenleben grundsätzlich ändern. Glücklich seid ihr!

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