2. FASTENSONNTAG

„Gott scheint in der modernen Gesellschaft immer unwichtiger zu werden; es gibt so viele andere Dinge, die mehr bewegen.“ Diesen und ähnliche Sätze habe ich in letzter Zeit schon oft gehört und gelesen. Es findet oft nicht einmal eine bewusste Abwendung von Gott statt, sondern die Aufmerksamkeit richtet sich auf vermeintlich interessantere Dinge. Gott ist für viele unserer Zeitgenossen keine Thema mehr. Sie können ruhig ohne Gott leben.

Diese Situation, in der wir leben, stellt dann auch früher oder später die Frage an uns: Warum glaube ich an Gott? Welche Rolle spielt Gott in meinem Leben? Was ist er mir wert? Um diese Frage geht es auch in der Bibel und auch in der Lebensgeschichte von Abraham, aus der wir gerade einen kleinen Abschnitt gehört haben.

Die Geschichte von Abraham beginnt damit, dass Gott zu ihm sagt: „Ziehe aus deinem Land weg, verlass deine Heimat und geh in ein anderes Land, das ich dir zeigen werde.“ Und Abraham lässt sich darauf ein. Er hat so ein Vertrauen zu Gott, dass er seine bisherigen Sicherheiten aufgibt, sich auf den Weg in eine unsichere Zukunft macht. Gott ruft auf zum Wagnis. Was er fordert, ist ein Glaube, ein Vertrauen zum ihm, das bereit ist zum Risiko. So ist es denn auch kein Zufall, dass Abraham in der Religionsgeschichte als „Vater des Glaubens“ bezeichnet wird. Nur auf das Versprechen von Gott hin, geht er. Wie weit ist er bereit zu gehen?

Sein ganzes Vertrauen zu Gott wird auf die Probe gestellt. Abraham wird getestet: Wie weit will er für Gott gehen? Auch seinen Sohn opfern? Eine schockierende Szene. Kann Gott so grausam sein? Es stellt sich aber heraus, dass Gott überhaupt nicht will, dass Abraham seinen Sohn opfert - Gott will keine Menschenopfer! Er will das Vertrauen von Abraham nur testen: Wie weit bist du bereit zu gehen? Wie wichtig bin ich, Gott, dir wirklich? Nicht-verstehend, völlig durcheinander, verliert Abraham trotzdem sein Vertrauen zu Gott nicht. Er wird in der Bibel das Ur-Modell, das Ur-Ideal eines an Gott glaubenden Menschen.

 

Daher die Frage an uns: Wie groß ist mein Vertrauen zu Gott? Was ist mir meine Beziehung zu Gott wert? Lebe ich mit der Einstellung, dass der ganze Sinn meines Lebens von meinem Vertrauen zu Gott abhängig ist? Dass mein Leben ohne Gott leer und ohne einen letzten Halt ist? Dass mein Leben ohne ihn hoffnungslos ist? Wie wichtig ist mir Gott? Habe ich ein bedingungsloses Vertrauen zu ihm?

Wie kann aber so ein Vertrauen zu Gott wachsen? Dies Möglichkeit dazu verdanken wir Jesus von Nazareth. Das sagt uns z.B. das heutige Evangelium über die sogenannte „Verklärung Jesu“ am Berg Tabor, und zwar durch eine sehr bildreiche Erzählung, deren Botschaft lautet: Jesus hat uns aufgeklärt über Gott. In Jesus hat Gott sich selbst mitgeteilt, gesprochen. Von Jesus geht daher eine göttliche Ausstrahlung aus. In Jesus „erscheint“, „leuchtet Gott auf“. Jesus ist der Mann aus Nazareth, in dem Gott sich selbst mitteilt, sich erkennbar macht. An ihm können wir ablesen, wie Gott ist und wie Gott zu uns steht. Durch Jesus machen seine Freunde eine Gotteserfahrung. Und diese ist wunderschön, beglückend: „Lasst uns drei Hütten bauen!“, sagt Petrus. Wir wollen hier, in diesem Zustand, bleiben. Wir wollen diese beglückende Erfahrung festhalten, sie soll andauern.

 

Leben in einer Vertrauensbeziehung zu Gott macht glücklich. Es befreit uns von unseren tiefsten Lebensängsten. Was auch geschieht, wir werden nicht zu Grunde gehen. Wir haben immer eine Zukunft, denn dieser Gott, von dem Jesus redet, gibt unserem Leben einen tiefen, letzten Halt. Deswegen ist Gott wichtig für mein Leben. Gott ist lebenswichtig! Dafür kann ich nur dankbar sein. Und ein dankbarer Mensch ist ein Mensch mit Lebensfreude.

Aber dieses Gefühl ist kein Dauerzustand. Wir müssen immer wieder den Berg hinunter, in das konkrete Leben, in eine Welt die anders ist, in eine Welt, wo viele Menschen glauben ohne Gott auskommen zu können. Wir leben immer in der Versuchung auch so zu denken und zu leben. Daher die Frage an uns: Wie wichtig ist uns Gott?

 

Zum Archiv